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Arithmetische Friesmuster - Teil 2

Aufgabe 6

Das obige Bild symbolisiert ein ausgefülltes arithmetisches Fries. Das Zeichen O steht für eine 0, der kleine Punkt in der zweiten und vorletzten Zeile für eine 1. Die Pluszeichen in den übrigen Zeilen stehen für beliebige positive Zahlen. Die Nummern am oberen Rand benötigen wir später. Das "Quartett", aus dem der Ausdruck ad - bc bei der unimodularen Gleichung gebildet wird, soll nun variiert werden: Statt unmittelbar benachbarter Zahlen sollen nun die Ecken eines "Diagonalenrechtecks" wie im Bild benutzt werden, wobei stets "gelb mal gelb minus grün mal grün" bzw. "links mal rechts minus oben mal unten" gerechnet werden soll. Wir nennen das "das Quartett berechnen". Im Bild unten ergibt sich z.B. 313 - 22 = 35. a) Führe diese Rechnungen am ausgefüllten Fries aus Aufgabe 4 (Bild unten) an mehreren Stellen durch. (Du kannst dazu in das Applet schreiben oder zeichnen.) Kannst du eine Gesetzmäßigkeit entdecken? Wenn nicht: Sieh dir zunächst Tipp 1 an!

b) Beschreibe deine Beobachtungen zu a).

c) Kombiniere jetzt die in a), b) durchgeführten Schritte und versuche, eine Vermutung für eine allgemeine "Quartettregel" zu formulieren. Wenn du nicht weiterkommst, überlege, welche Rolle die beiden Karos in Tipp 2 spielen könnten.

d) Überprüfe, ob und wie sich die unimodulare Gleichung und die in b) betrachteten Fälle als Sonderfälle der vermuteten Quartettregel erweisen.

e) Leite die Beobachtung aus Aufgabe 4b) aus der Quartettregel her. Du kannst dazu das Applet mit den verschiebbaren Diagonalen benutzen. Erläutere dein Vorgehen im Antwortfenster. Begründe damit, dass das Friesmuster aus Aufgabe 4 eine Gleitspiegelsymmetrie bezüglich der Mittellinie hat und periodisch ist mit der Periodenlänge 10 (Diagonalen). Formuliere eine entsprechende Aussage für beliebige arithmetische Friesmuster. Wie bestimmt man die Periodenlänge?

f) Untersuche, unter welcher Bedingung das Friesmuster zusätzlich punktsymmetrisch ist.

g) Untersuche, unter welcher Bedingung das Fries nur ganze Zahlen enthält.

Vielleicht drängt sich jetzt der Wunsch nach einer formalen Darstellung zur Präzisierung der Kommunikation auf. Dazu sind die Nummern am oberen Rand hilfreich, mit denen die Diagonalen nummeriert werden (bei Bedarf auch nach links in den negativen Bereich hinein). Du kannst diesen Teil aber auch übergehen, direkt zu Aufgabe 7cund 7d springen und statt mit der formal-symbolischen Darstellung weiter mit der bildlichen argumentieren. Jede Zahl im Friesmuster ist eindeutig als Schnittpunkt einer fallenden und einer steigenden Diagonale bestimmt. Bildet man aus den Positionsnummern der beiden Diagonalen, auf denen eine Zahl liegt, ein Paar, und zwar zuerst die der fallenden und dann die der steigenden Diagonale, so erhält man eine Art Koordinatensystem für das Friesmuster. Beispiel: Im Fries von Aufgabe 4 sei die vorgegebene Diagonale diejenige mit der Nummer 0. Dann ist (0,0)=0, (0,1)=1, (0,2)=2, (0,3)=5, ..., (0,8)=4, (0,9)=1, (0,10)=0. Eine Quartettberechnung in diesem Fries ist dann z.B. (0,5)·(2,8) - (2,5)·(0,8) = 1·10-1·4=6. Damit das Paar (x,y) eine Zahl innerhalb des Friesmusters beschreibt muss gelten 0 ≤ y - x ≤ n, wobei mit n (hier n=10) die Periodenlänge gemeint ist. Die Zahl y - x kann als Zeilennummer gedeutet werden, die Zahl y + x als Spaltennummer.

Aufgabe 7

a) Formuliere die unimodulare Gleichung und die vermutete Quartettregel aus Aufgabe 6 in dieser Schreibweise.

b) Drücke die Gleitspiegelung und die Periodizität (vgl. Aufgabe 6d) in der neuen Schreibweise aus.

c) Zeige mit Hilfe der Quartettregel, wie man die Zahl im rosa markierten Feld direkt (ohne Zwischenschritte) aus den Zahlen der beiden grau unterlegten Diagonalen berechnen kann. Beschreibe das Verfahren allgemein.

d) Begründe, warum man das Verfahren in c) nicht für beliebig weit rechts liegende Elemente anwenden kann. Überlege und begründe, wie man das Fries nach unten (und oben) erweitern müsste, damit die Quartettregel für beliebig weit entfernte Diagonalen erhalten bleibt.

Beweisidee für die Quartettregel

Mit den Ergebnissen der letzten beiden Teilaufgaben liegt eine "geschlossene Darstellung", d.h. eine Formel für die direkte Berechnung der Werte des (ursprünglich rekursiv definierten) Friesmusters vor, die aus der Quartettregel folgt. Einer typischen Vorgehensweise in der Mathematik folgend, kann man auf die Idee kommen, diese zur Definition des Friesmusters zu machen und daraus die Quartettregel herzuleiten. Dann würde als Spezialfall auch die unimodulare Gleichung gelten, und die beiden Definitionen wären konsistent. Definiere daher ein Fries wie folgt: Beginne mit den Null- und Eins-Zeilen und einer fallenden Diagonalen (Position 0) mit vorgegebenen Werten. Setze diese periodisch nach oben und unten fort wie in Aufgabe 7d). Berechne die Werte der rechten Nachbardiagonalen (Position 1) nach der unimodularen Gleichung und setze diese ebenfalls periodisch fort. Definiere dann die (restlichen) Felder des (erweiterten) Frieses durch (vgl. 7c): (x,y) = (0,x)·(1,y) - (1,x)·(0,y) für alle ganzen Zahlen x,y.

Aufgabe 8

a) Führe die obigen Ideen ausführlich aus. b) Zeige, dass die allgemeine Definition von (x,y) mit den Vorgaben für (0,y) und (1,y) sowie mit der Begrenzung durch Nullzeilen (Zeile 0 und n) und Einszeilen (Zeile 1 und n-1) verträglich ist. c) Beweise die Quartettregel.

Quelle:

H. S. M. Coxeter, Frieze Patterns, in: Acta Arithmetica 18 (1971), http://matwbn.icm.edu.pl/ksiazki/aa/aa18/aa18132.pdf