Dokumentation LGS & Gaußalgorithmus
Allgemeine Informationen
Thema: Lineare Gleichungssysteme, Gaußalgorithmus und dessen geometrische Interpretation
Schulstufe: 5. Klasse bis 12. Klasse
Beispielaufgabe: Äquivalenzumformung eines LGS als Beispielschritt im Gaußverfahren geometrisch veranschaulich
Inhaltsverzeichnis
- Bildungsplan
- LGS mit n=2
- LGS mit n=3
- Äquivalenzumformungen
- Gaußalgorithmus mit geometrischer Interpretation
- Beispielaufgabe aus dem Praktikum
1. Bildungsplan
5. und 6. Klasse
1. Zahl - Variable - Operationen
- (11) Einfache Rechnungen sicher im Kopf durchführen
- (12) Natürliche Zahlen und positive Dezimalzahlen schriftlich addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren
- (1) Lagebeziehungen von Strecken und Geraden (parallel, senkrecht) mithilfe eines Geodreiecks untersuchen
- (12) Geometrische Objekte in selbstständig skalierten 2 dim kartesischen KS darstellen
- (3) Punkte in ein Koordinatensystem eintragen und die Koordinaten von Punkten ablesen
- (4) einfache funktionale Zusammenhänge in verbaler, tabellarischer, ikonischer und graphischer Form (auch im Koordinatensystem) darstellen und zwischen Darstellungsformen wechseln
- (5) Situationen unter Verwendung von Variablen und Termen beschreiben
- (19) Lineare Gleichungen durch Äquivalenzumformungen lösen
- (20) Die Lösung eines LGS mit zwei Variablen mithilfe des Einsetzungsverfahrens bestimmen
- (1) Zusammenhänge durch Tabellen, Gleichungen, Graphen oder Text darstellen und situationsgerecht zwischen den Darstellungen wechseln
- (5) eine Gerade mit der Gleichung y = mx + c unter anderem unter Verwendung von Steigung und Steigungsdreiecken zeichnen und einer Geraden eine Gleichung zuordnen
- (8) die Lagebeziehung zweier Geraden anhand ihrer Gleichungen untersuchen
- (9) Punkte in das Schrägbild eines 3-dim kartesischen KS eintragen
- (13) Lagebeziehung von Geraden untersuchen und gegebenenfalls den Schnittpunkt bestimmen
- (11) Das Gaußverfahren zum Lösen eines LGS als Bsp für ein algorithmisches Verfahren erläutern
- (12) Das Gaußverfahren, auch in Matrixschreibweise, zum Lösen eines LGS
- (13) Die Lösungsmenge eines 3 dim. LGS geometrisch interpretieren
- (4) Ebenen mithilfe einer Koordinatengleichung (und …) analytisch beschreiben
- (6) Zwischen Gerade Ebene und Ebene Ebene die Lagebeziehung untersuchen sowie geg. die Schnittgebilde rechnerisch bestimmen
2. LGS mit n=2
Aspekte einer Variablen
Bei der allgemeinen Formulierung eines LGS mit n=" fällt auf, dass zwischen "verschiedenen" Variablen unterschieden werden muss. Eine übliche Unterteilung gliedert Variablen in Gegendstandsaspekt, Einsetzungsaspekt und Kalkülaspekt. Beim Einsetzungsaspekt kann nochmal in Simultan- und Veränderlichenaspekt unterteilt werden, darauf wird hier jedoch nicht weiter eingegangen. Im Groben lassen sich die verschiedenen wie folgt definieren:
- Gegenstandsaspekt: Variable als Lösungsvariable oder unbestimmte Zahl
- Einsetzungsaspekt: Variable als Platzhalter für gewisse Zahlen, in die eingesetzt wird
- Kalkülaspekt: Variable als bedeutungsloses Zeichen, mit dem operiert werden darf
3. LGS mit n=3
Allgemeines
Im Grunde unterscheidet sich die Behandlung von LGS mit 3 Lösungsvariablen nicht stark von der mit 2. Nur werden hier die Lösungen der einzelnen Gleichungen durch Ebenen repräsentiert statt von Ebenen, zur Lösungsbestimmung wird hauptsächlich das Additionsverfahren verwendet und es ergeben sich durch die zusätzliche Dimension neue Möglichkeiten für Lösungsgebilde. Diese können wie bisher die leere Menge, ein Punkt und eine Gerade sein, nur dass sich diese nun im dreidimensionalen Raum befinden, und es kommt zusätzlich eine ganze Ebene als Lösungsmenge dazu.
Einführung in das Thema
Um in das Thema einzusteigen ist es auf jeden Fall ratsam, die Lösungsmöglichkeiten nach dem EIS-Prinzip einzuführen: Dabei können beispielsweise durch die SuS mittels Blatt und Stift Ebenen und Geraden simuliert werden, sodass mögliche Schnittmengen intuitiv erscheinen (enaktiv). Weiter können Lösungsmengen unschwer geometrisch veranschaulicht werden, sodass das Denken und die Einordnung im 3-dim kartesischen KS präzisiert wird, und vielleicht sogar schon Parallelität und Orthogonalität zwischen Ebenen und Achsen erkannt werden können (ikonisch). Erst dann empfiehlt es sich, analytische Betrachtungen durchzuführen und Lösungsmengen zu bestimmen (symbolisch).
4. Äquivalenzumformungen
Allgemeines
"äquivalenz" bedeutet "gleichwertig". Um lineare Gleichungssysteme lösen zu können, werden Gleichungen verändert und aus miteinander kombiniert, wodurch neue Gleichungen entstehen. Bei diesen Gleichungen gibt es eine eine Sache, die sie gemeinsam haben müssen, nämlich die Lösungsmenge. Demnach beschreiben Äquivalenzumformungen Veränderungen und Kombinationen von Gleichungen, deren Lösung "äquivalent" bleibt. Von diesen erlaubten Manipulationen von Gleichungen gibt es folgende:
- Addition einer reellen Zahl oder eines Terms auf beiden Seiten der Gleichung
- Multiplikation mit einer reellen Zahl bzw. mit einem Term ungleich null auf beiden Seiten der Gleichung
- Addition zweier Gleichungen
- Vertauschen von zwei Gleichungen
- Addition einer Gleichung oder dessen Vielfaches mit einer anderen
- Vertauschen von zwei Gleichungen
Äquivalenzumformung in 2D
Äquivalenzumformung in 3D (gelbe Ebene parallel zur y-Achse)
5. Gaußalgorithmus
Allgemein
Beim Gaußalgorithmus werden nun die beiden Äquivalenzumformungen so genutzt, um nacheinander Variablen zu eliminieren, mit dem Ziel das LGS auf Zeilenstufenform zu bringen. Nun kann man durch Rückwärtseinsetzen die Lösung des LGS bestimmen. Führt man die Rechnungen fort, um zu einer Diagonalmatrix zu gelangen, spricht man form erweiterten Gaußalgorithmus oder dem Gauß-Jordan-Verfahren. Auf ein ausführliches Beispiel wird hier verzichtet, da auf durch einfachste Recherche genügend zu finden sind.
Geometrische Interpretation
Ausgehend von einem willkürlich gewähltem LGS mit n=3 (wir nehmen dass alle Koeffizienten = 0) liegen die 3 Ebenen willkürlich im Raum. Nach dem ersten Schritt des LGS ist nun eine Ebene parallel zu einer Koordinatenachse, abhängig von der zu eliminieren gewählten Variable. Mit jedem weiteren Schritt kommt es zu einer neuen Parallelität zwischen den Ebenen und den Achsen. Liegt das behandelte LGS nun in Diagonalmatrixform vor, so erhalten wir 3 Ebenen, welche zueinander senkrecht sind. Der Schnittpunt der Ebenen beschreibt nach wie vor die Lösung des LGS, und ist nun einfach abzulesen. Im folgenden Link wird ein ausführliches Beispiel aufgezeigt, bei dem jeweils LGS und zugehörige Darstellung im 3D-Rechner dargestellt sind:
https://www.geogebra.org/m/kkpstxvb
6. Beispielaufgabe
Der zweite im Praktikum gestellte Aufgabenteil sieht wie folgt aus:
In dieser Aufgabe beschäftigen wir uns mit dem Drehen von Ebenen als Form einer Äquivalenzumformung, in dem wir wie im Gaußverfahren eine Variable (hier: "x") eliminieren und das geometrisch sichtbar machen.
- Erstelle die Ebenen E1: 6x-y-2z=3 und E2: -x+2y+z=5
- Färbe die Ebenen in verschiedene Farben, sodasss es übersichtlich ist. Bestimme die Schnittgerade der Ebenen und färbe sie schwarz.
- Erstelle einen Schieberegler für "t".
- (Tipp: Falls du für "t" keinen Schieberegler erstellen kannst, erstelle einen für "a" und benenne ihn danach um).
- Bestimme die Grenzen des Schiebereglers mit "0" und dem Vielfachen der Koeffizienten der gewählten Variable (hier: 6).
- Erstelle eine neue Ebene, in der du die ersten beiden Ebenen addierst, nur dass die zweite mit "t" multiplizierst wird. Das sieht wie folgt aus: E3: (6x-y-2z) + t*(-x+2y+z) = 3 + t*5
- Wenn der Schieberegler auf "t=0" steht, sollte die dritte Ebene mit der ersten Ebene übereinstimmen. Wenn der Schieberegler auf dem Maximum steht, sollte die dritte Ebene parallel zu der Achse der gewählten Variable (hier: "x") sein.
- Drehe die Ebenen so, dass du sehen kannst, dass E3 parallel zur x-Achse ist.