Kleine Gewebelehre
Auf die Frage "Wann bilden drei Kurvenscharen ein 6-Ecknetz?" gibt es eine einfache Antwort: Meistens nicht!
Andererseit kann man 6-Ecknetze sehr einfach herstellen: Man nehme ein Standard-Netz aus 3 Parallelen-Scharen und bilde es mit einer genügend stetigen und differenzierbaren Abbildung auf 3 Kurvenscharen ab.
Beispielsweise bildet jede komplex-differenzierbare Abbildung ohne Nullstellen der Ableitung in einem offenen Bereich solch ein Standard-Netz sogar winkeltreu auf ein 6-Ecknetz ab!
6-Ecknetz aus 3 Geradenbüschel
- Dass es sich bei einem Standard-Netz aus 3 Parallelenscharen um ein 6-Ecknetz handelt, ist leicht einzusehen: Die Translationen (Verschiebungen) in der Ebene sind kommutativ (vertauschbar). Oder man nimmt die Vektorrechnung zu Hilfe: die Vektoraddition ist kommutativ.
- Ein 6-Ecknetz aus Geraden besteht aus den Tangenten einer Kurve 3. Klasse.
- implizit: sind die drei Kurvenscharen gegeben als Niveaulinien dreier reellwertigen Funktionen und gilt an jeder Stelle , so liegt ein 6-Ecknetz vor, falls genügende Regularitätsvoraussetzungen erfüllt sind.
- die Lösungskurven von 3 ebenen Vektorfeldern X1, X2, X3 mit X1+X2+X3=0 sind genau dann ein 6-Ecknetz, wenn das LIE-Produkt [Xi,Xj] = 0 ergibt, eventuell nach Umnormierung der Vektorfelder (dies nur für Experten).
- Entsteht eine der 3 Kurvenscharen als Bahnkurven einer einparametrigen Untergruppe der Bewegungsgruppe der Ebene, und werden die beiden anderen Kurvenscharen von dieser einparametrischen Bewegungsgruppe mitgeführt, so kann daraus ein 6-Ecknetz entstehen: das Kreisballett 2 ist ein Beispiel hierfür.
- Gibt es an jeder Kurve der einen Schar eine Spiegelung, welche die Kurven der beiden anderen Scharen vertauscht, so kann ebenfalls ein 6-Ecknetz entstehen. (siehe Nur Ordnung!)
Dieses Arbeitsblatt ist Teil des GeoGebra-books Sechsecknetze.
unten: Great Court des British Museums, London